Meine Bewerbungsrede als Direktwahlkandidatin für Steinfurt I/ Borken I

Steinfurt I/ Borken I ist ‚mein‘ Wahlkreis. Wenn ich mir einen Wahlkreis hätte backen können, für mich, meine Themen und alles was mir wichtig ist: dieser wäre dabei herausgekommen. Warum? Das führe ich in meiner Bewerbungsrede aus…

„Danke für die einleitenden Worte. 

Ich bin ja ein Riesen Fan von Terry. Ich habe letztes Jahr im Rahmen des Kommunalwahlkampfes einen Powertalk mit ihr, Kathrin und Birgit organisiert und moderiert. Dabei ging es um ‚Frauen in der Politik‘ mit dem Fokus, was es eben wirklich bedeutet als Frau zu kandidieren. Ich kann auf jeden Fall sagen, dass auch dieser Powertalk und der Austausch, der da mit so vielen erfahrenen kandidierenden Frauen stattgefunden hat, ausschlaggebend für meine Entscheidung zu meiner eigenen Kandidatur war. Danke an dieser Stelle noch mal an Terry, Kathrin und Birgit für das tolle Vorbild was ihr vielen Menschen, insbesondere Frauen, seid. <3

Ich bin ehrlich gesagt etwas traurig, dass wir uns heute Abend nur digital sehen können. Damit bin ich bestimmt nicht allein, ich hätte euch alle unheimlich gern live gesehen. Als Mensch der Bühne- ich bin nebenberuflich Sängerin, fehlt mir die Interaktion mit Menschen im Publikum sehr.
Die LDK war ja leider auch schon eine digitale Veranstaltung- bei der ich ja Glück hatte, dass Terry und Luis mein Präsidium waren. Das war toll- ein Stück Zuhause auch bei der LDK zu haben. 

Ich bin heute tatsächlich viel aufgeregter, als ich es vor der LDK war. Es ist verrückt- aber es liegt ganz eindeutig daran, dass mir natürlich sehr viel daran liegt, euch von mir zu überzeugen. Ihr seid meine Hood, mein Zuhause mein Wahlkreis und deshalb natürlich viel wichtiger für mich persönlich, als alle NRW Delegierten zusammen- dürft ihr aber keinem verraten 

Als ich mir meinen Wahlkreis angesehen habe, war für mich schnell klar, dass er besser für mich eigentlich gar nicht sein kann. Hätte man mir einen Wahlkreis backen müssen, dieser wäre dabei herausgekommen. Gerade deshalb freue ich mich so sehr, mich bei euch bewerben zu können. 

Ich bin in Horstmar und Leer aufgewachsen, bin in Burgsteinfurt zu Schule gegangen und heute lebt meine Familie dort, mein bester Freund kam aus Schöppingen und wir haben dort auf dem Hof Unfug getrieben und den Schöppinger Karneval gefeiert. Meine erste Partyerfahrung habe ich in Metelen auf dem Zeltfest gemacht. Ganz ehrlich, man weiß nicht was Zeltfest ist, wenn man nicht mal in Metelen war. Ich hab dann nach meiner Ausbildung als Erzieherin in  Neuenkirchen und Wettringen in einer Wohngruppe gearbeitet.
Heute lebe ich mit meinem Mann und meinen zwei Kindern in Ochtrup, kämpfe gegen die UAA in Gronau und sorge mich um das Atommüllzwischenlager in Ahaus. Als ich noch Fleisch gegessen habe, habe ich das aus Asbeck geholt und für das Großstadterleben fahre ich nach Rheine. Es gibt keinen Wahlkreis, mit dem ich mich verbundener fühlen würde als mit diesem. 

Ich komme von hier und ich stehe für das Leben hier. Deshalb ist es mir ein großes Anliegen uns alle als Stellvertreterin in Berlin zu repräsentieren.

An dieser Stelle vielleicht noch mal ein paar Fakten zu mir. Ich bin 34 Jahre alt, verheiratet und Mutter von zwei Kindern. Ich bin Erzieherin und habe immer in der stationären Jugendhilfe gearbeitet- also mit Kindern und Jugendlichen, die nicht mehr bei ihren Eltern leben konnten. 

Mein zentraler Motor, meine Energie, meine politische Aktivität entsteht bei mir aus einem tiefen Streben nach Gerechtigkeit. All meinen Themen, all meinen Schwerpunkten liegt der Wunsch nach Gerechtigkeit zugrunde. In konkreten Fällen kann ich mich auch spontan schnell und tief in entsprechende Fälle einarbeiten, und sie engagiert und entschieden vorwärtstreiben. In Ochtrup sollte eine Hähnchenmastanlage für 90.000 Tiere errichtet werden. Ich habe in einer beispiellosen Aktion Einwendungen gesammelt. Am Schluss waren wir bei mehr als 150 Menschen die offiziell eine Einwendung eingereicht haben weshalb bis heute das Verfahren zum Erliegen gekommen ist, weil der Kreis keinen Erörterungstermin für so viele Menschen organisieren kann. Ich freue ich aber schon auf den Erörterungstermin, denn ich bin bereit. Noch viel bereiter als noch vor einem halben Jahr.

Wenn wir über Gerechtigkeit sprechen, bin ich für meinen Teil schnell bei Geschlechtergerechtigkeit. Ich bin eine junge (zumindest im politischen Rahmen gilt das noch) Frau. Wir Frauen bilden die Hälfte der Gesellschaft und müssen dementsprechend endlich zu 50% in Parlamenten und Entscheidungsgremien vertreten sein. Wenn uns nicht einmal das gelingt, wie wollen wir Politik für alle Menschen machen? Wie wollen wir Menschen ermutigen sich zu beteiligen, und ihre Interessen zu vertreten, wenn uns das nicht einmal wirklich bei der großen Bevölkerungsgruppe, den ‚Frauen‘ gelingt. Wir dürfen in diesem Bereich ein ‚weiter so‘ nicht akzeptieren. In den Zeiten, in denen immer noch mehr über die Anzahl der Kinder und die Familiensituation unserer Kanzlerinnenkandidatin, statt über ihre Qualifikation gesprochen wird, muss sich immer noch einiges ändern. 
Politik muss offen, divers und einladend sein. Nichts anderes darf der Anspruch an Politik sein. Deshalb brauchen wir Vertreter:innen aus allen Bereichen, aus allen Berufen, allen Alters, allen Geschlechts, aller sexuellen Orientierung, aus allen Regionen … wir sind ja hier bei Grüns- brauch ich nicht weiter ausführen, oder? 
Mit mir bekommt ihr auf jeden Fall eine bunte, laute, offene und knallgrüne Kandidatin- die den Menschen eine Stimme gibt, die sonst vielleicht keine haben oder nicht gehört werden. 

‚Menschen eine Stimme geben, die sonst vielleicht keine haben oder nicht gehört werden‘- eine gute Überleitung zu einem meiner nächsten Herzensthemen: Garantiesicherung. 
Hartz4 zerstört Menschen. Ich weiß das, weil ich als Jugendliche und junge Erwachsene selbst von Hartz4 leben musste. Mein Vater war selbstständig und hat seine Firma verloren. Wir waren als Großfamilie- ich habe 5 Geschwister- plötzlich auf Hartz4 angewiesen. Hartz4 ist ein sanktionierendes und gängelndes Instrument was dazu beiträgt Menschen zu hindern, statt sie zu aktivieren. 
Wir brauchen endlich eine Garantiesicherung. Menschen, die ihre Arbeit verloren haben, oder aus anderen Gründen auf staatliche Leistungen angewiesen sind- sind das nicht aus Spaß. Was die Basis allen Zusammenarbeitens sein muss ist ‚Augenhöhe‘. Dann haben wir eine Chance Menschen zu aktivieren, ihnen Selbstvertrauen zu vermitteln und sie auf ihrem Weg zu begleiten, statt sie durch Sanktionen zu reglementieren oder zu treiben. Sprache schafft Bewusstsein- große Grundregel in meinem Beruf. Das gilt auch hier. Wir Garantieren Sicherung. Niemand entwickelt sich im Spannungsfeld der existenziellen Bedrohung. 
Das gleiche gilt für die Kindergrundsicherung. In einem so reichen Land wie Deutschland darf kein Kind in Armut aufwachsen- und Armut fängt auch nicht erst dann an, wenn der Bescheid ins Haus flattert. Wir brauchen finanzielle Sicherheit für alle Kinder in Deutschland, denn dann sind wir einen ersten Schritt in Richtung Chancengleichheit gegangen. 

Kindern und Jugendlichen gehört die Zukunft denn sie sind die Erwachsenen von Morgen. Unsere Aufgabe ist es, Kindern und Jugendlichen ein sicheres und sorgenfreies Aufwachsen zu garantieren. Doch die Realität sieht im Moment anders aus. Gerade erst letzte Woche gab es Meldungen zu ‚Triage‘ in Kinder- und Jugendpsychiatrien. Wer ‚nur‘ eine Depression hat wird schon gar nicht mehr aufgenommen. Suizidalität ist aktuell häufig der einzige Zugang zu Hilfsmöglichkeiten. […..] Was für eine bittere Realität. Vor allem wenn wir an dieser Stelle daran denken, was das für den einzelnen betroffenen jungen Menschen bedeutet. Die ausreichende Versorgung mit Psychotherapie war bereits vor der Coronapandemie schon ein Problem, inzwischen spitzt sich die Lage dramatisch zu. Ich habe eine Zusatzausbildung als Traumapädagogin. Ich arbeite pädagogisch an der psychischen Stabilität von Menschen. Als Bindeglied zwischen Alltagspädagogik und Psychotherapie. Gerade deshalb weiß ich, wie wichtig gute und schnelle Versorgung mit Therapieangeboten ist. Wie einfach sie auch sein kann, wenn frühzeitig und gezielt interveniert wird. Die Coronapandemie hat die Belastungen auf die Psyche nur noch verschärft. Schon im Vorfeld belastete Menschen sind inzwischen weit an, bzw. auch über ihre Belastungsgrenzen getrieben und stehen effektiv ziemlich allein da. 
Ungeachtet dessen wird im Bundestag aktuell über einen Gesetzesentwurf debattiert der Rasterpsychotherapie möglich machen könnte. Rasterpsychotherapie bedeutet, dass im Vorfeld der Behandlung nach einem Raster die Behandlungsdauer festgelegt wird. Sehr vereinfacht gesagt. 
Das zeigt aber die Priorität, die Menschen mit psychischen Erkrankungen dort haben. Nämlich keine! Aber, das will ich ändern! 
Wenn wir nicht endlich Strukturen schaffen und möglich machen die jedem der Psychotherapie haben möchte diese auch zeitnah und einfach ermöglicht, werden wir die Spätfolgen nicht mehr einfangen können. So einfach ist das. Das einzige Ziel kann sein, Psychotherapie – einfach- für alle die Bedarf haben, möglich zu machen. Ich werde das Vorwärtstreiben und für mich gilt an dieser Stelle ‚Geht nicht- gibt’s nicht!‘. 

Ich habe am Anfang von Gerechtigkeit, und meinem Streben danach, gesprochen- das erklärt in meinem Portfolio das nächste Thema ziemlich gut. Ich bin gegen Atommüll! Als Urenco 2019 wieder angefangen hat Atommüll über Ochtrup nach Russland zu transportieren habe ich angefangen Mahnwachen zu organisieren und jeden Transport bis zum aktuellen Stop bemahnwacht. Im Zweifel auch allein- die Bundespolizei grüßt schon immer freundlich und meint nur „Ja, wir kennen uns ja!“. Es ist völlig irre, einerseits ein Atommüllendlager zu suchen- was wir wirklich brauchen!! Und andererseits Industrien in denen weiterhin Atommüll anfällt unangetastet zu lassen. Wir müssen die UAA in Gronau, genauso wie die Brennelementfabrik in Lingen schließen. Gleichzeitig müssen wir den Einstieg in den Ausstieg auch europäisch weiter vorwärtstreiben, denn die Gefahr, die von AKWs ausgeht, macht vor Grenzen keinen Halt. 

Ihr Lieben, ihr wisst genauso wie ich, dass es viel zu tun gibt. Mit mir bekommt ihr eine frische, junge, engagierte- manchmal auch freche, Kandidatin die für ihre Themen aber auch für unsere Region brennt. Ich freue mich, wenn ich euch überzeugen kann und ihr mir eure Stimme gebt. 

Danke für eure Aufmerksamkeit“

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